Wer schon mit beiden Beinen im Beruf steht und weiterkommen will, findet an der Universität des Saarlandes ein Sprungbrett für die Karriere – gerade mit Blick auf europaweit oder international tätige Unternehmen: Das englischsprachige MBA-Programm „European Management“ bringt am Europa-Institut junge Führungskräfte aus aller Welt zusammen.
Unternehmen handeln heute über Ländergrenzen hinweg. Auch immer mehr kleine und mittlere Betriebe wollen sich neue Märkte erschließen und ihre Geschäfte europaweit oder global machen. Dafür brauchen sie Führungskräfte, die über die Grenzen hinweg denken können: Weltgewandte Persönlichkeiten, die das nötige Know-how mitbringen, um solche internationalen Geschäfte zu führen, sind gesucht. Wer dann noch mit Fingerspitzengefühl für kulturelle Eigenheiten entscheiden kann, hat gute Chancen, es weit zu bringen. „Das MBA-Programm European Management am Europa-Institut bereitet Nachwuchs-Führungskräfte gezielt auf solche Herausforderungen auf dem europäischen und internationalen Arbeitsmarkt vor. Es versetzt sie in die Lage, globale Wirtschaftssysteme und das Verhalten von Menschen und Märkten aus einer wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und psychologischen Perspektive zu verstehen“, erklärt Bastian Popp, Professor für Handelsmanagement an der Universität des Saarlandes. Gemeinsam mit Professorin Andrea Gröppel-Klein leitet er als Direktor die Sektion Wirtschaftswissenschaft des Europa-Instituts. „Unsere Studieninhalte decken alle Managementfunktionen ab. Wir vermitteln das wirtschaftliche, rechtliche und politische Fachwissen, schärfen aber auch das Bewusstsein für die kulturelle Vielfalt und stärken die hier entscheidenden Kompetenzen“, bringt es Bastian Popp auf den Punkt.
“Zielgruppe: Akademiker aller Fächer mit Berufserfahrung”
Zielgruppe des Studiengangs sind Fach- und Führungskräfte aller Fachrichtungen – egal ob Chemiker, Ingenieurin oder Romanist. Sie sollten nach ihrem Studienabschluss jedoch mindestens ein Jahr im Berufsleben gestanden haben. „Je erfahrener unsere Studentinnen und Studenten sind, desto mehr können sie von unseren Inhalten profitieren“, sagt Bastian Popp. Im Schnitt sind die MBA-Studenten am Europa-Institut 35 Jahre alt und seit neun Jahren im Beruf tätig. Wer also seit ein paar Jahren im Labor forscht, Windkraftanlagen baut oder eine Spedition managt, nun aber mehr Verantwortung übernehmen und dazu beitragen will, dass das Unternehmen auch international wächst und Gewinne macht, ist hier richtig.
“Unsere Studierenden bringen die Perspektiven anderer Kulturen und Branchen ein. Das macht es auch für mich sehr spannend hier zu unterrichten.”
Professor Bastian Popp
„Ich war einige Jahre als Manager tätig und an einem Punkt meiner Karriere, an dem ich mich weiterentwickeln wollte. Da war der MBA eine passende Option. Er war für mich eine gute Gelegenheit, mein Wissen und zugleich mein berufliches Netzwerk zu erweitern“, berichtet Stuart Lymer. Der gebürtige Engländer hat in Großbritannien an der Brunel University studiert und anschließend ein Postgraduierten-Diplom in Marketing am Chartered Institute of Marketing abgeschlossen. Ausschlaggebender Vorteil des Saarbrücker MBA-Kurses für ihn war, dass dieser komplett auf Englisch angeboten wird. „Da ich kein deutscher Muttersprachler bin, hat mich das sofort angesprochen“, erzählt er. Für Lymer, der heute in führender Position für ein Unternehmen der Werbebranche mit Sitz in Saarbrücken tätig ist, war der MBA eine Herausforderung. „Ich musste ihn mit einem Vollzeitjob und einer jungen Familie unter einen Hut bringen. Aber es hat sich für mich absolut gelohnt.“ So wie Lymer absolvieren viele der MBA-Studenten ihr Studium berufsbegleitend.
„Wer sich ganz darauf konzentriert, kann das Studium in einem Jahr absolvieren. Wir bieten den MBA aber auch flexibel berufsbegleitend und in Teilzeit an. Bis auf vier Jahre können unsere Studierenden die Kurse strecken“, erklärt Bastian Popp. Das Programm setzt sich aus 15 Präsenzveranstaltungen zusammen, die kompakt in jeweils viertägigen Kursen – meist mittwochs bis samstags – stattfinden. Das System hat sich in langer Tradition bewährt. Der Aufbau-Studiengang war 1990 der erste MBA-Abschluss an einer deutschen Universität. Die Absolventen sind heute in Unternehmen auf der ganzen Welt zu finden, von IBM und SAP über hp und Peugeot bis hin zu Bosch und Karlsberg. Und auch die MBA-Studenten kommen von überall her, um auf dem Saarbrücker Campus Europäisches Management zu lernen – zusammen mit den deutschen Teilnehmern bilden die Studentinnen und Studenten aus Ländern wie beispielsweise Indien, Weißrussland, Frankreich, England, Südafrika, dem Iran, Sri Lanka, Luxemburg oder Taiwan jedes Jahr eine internationale Truppe. Unterrichtet wird in Kleingruppen, „was für Betriebswirtschaftslehre oder Management ja eher selten ist“, wie Popp betont.
“Von ausgewiesenen Expertinnen und Experten aus erster Hand Einblicke in ihr Fachgebiet zu erhalten, war für mich besonders spannend.”
MBA-Absolventin Tanja Fell
Dies alles schafft ein ganz besonderes Klima: Die verschiedenen Kulturen und die vielen unterschiedlichen fachlichen und beruflichen Hintergründe ergeben eine sehr spannende Mischung – auch für die Dozenten. „Unsere Studierenden bringen die Perspektiven anderer Kulturen und Branchen ein. Das macht es auch für mich sehr spannend hier zu unterrichten“, sagt Bastian Popp. „Es gibt zum Teil große Unterschiede, wie konkrete Fragen in verschiedenen Kulturen oder aus dem Blickwinkel verschiedener Berufssparten gesehen werden. Das Bewusstsein hierfür zu schärfen, an diesen Diskussionen teilzuhaben und ein Problembewusstsein zu entwickeln, fördert das tiefere Verständnis, das gerade im internationalen Kontext so wichtig ist, um innovative Lösungen zu finden“, erklärt Popp. So hatte etwa der Brite Stuart Lymer ein Schlüsselerlebnis, das seine Sicht auf den Brexit erweiterte: „Der Professor forderte mich beim Thema Brexit auf, statt von meinem eigenen Standpunkt vom entgegengesetzten Standpunkt aus zu argumentieren. Diese andere Perspektive war für mich sehr aufschlussreich, im Hinblick darauf, welche Herausforderung es bedeutet, einen Brexit zu entwickeln, der für alle Beteiligten funktioniert“, sagt Lymer.
Neben den Saarbrücker Professorinnen und Professoren lehren namhafte Gastprofessorinnen und -professoren aus Deutschland und dem europäischen Ausland am Europa-Institut, darunter zum Beispiel die Professoren Christian Berg (Experte für Nachhaltigkeit an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Präsidiumsmitglied des Club of Rome), Darach Turley (Marketingexperte von Dublin City University) und Volker Stein (Professor für Personalmanagement Universität Siegen). Zudem waren wiederholt namhafte Referentinnen und Referenten für Gastvorträge wie beispielweise der Telekom-Geschäftsführer Ferri Abolhassan, Unternehmer Wendelin von Boch, Goodyear-Geschäftsführer Rainer Landwehr oder Gerd Bovensiepen, Aufsichtsratsmitglied bei PricewaterhouseCoopers (PwC) am Europa-Institut zu Gast.
„Von ausgewiesenen Expertinnen und Experten aus erster Hand Einblicke in ihr Fachgebiet zu erhalten, war für mich besonders spannend. Etwa die Vorlesungen von Professor Ansgar Belke in Volkswirtschaftslehre – das war hochinteressant. Er ist Jean-Monnet-Professor für Makroökonomik in Duisburg-Essen und für die EU und die Medien einer der Experten für internationale Finanzmärkte und den Zusammenhalt Europas aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht“, sagt Tanja Fell. Die Romanistin war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Claudia Polzin-Haumann an der Saar-Uni und absolvierte ihren MBA am Europa-Institut in Teilzeit – mit einem Stipendium für Wissenschaftlerinnen der Gleichstellungsbeauftragten der Universität. „Ich hatte BWL im Studium als Nebenfach belegt, hatte aber bislang keinen richtigen Abschluss in diesem Fach. Deshalb war der MBA für mich interessant. Das Programm war in Teilzeit gut machbar. Dass alles auf Englisch gehalten wurde, war für mich ein Zusatznutzen, da ich mich so auch im wissenschaftlichen Fachenglisch weiterentwickeln konnte,“ erläutert Fell, die heute im Präsidialbüro der Saar-Universität arbeitet. „Das Programm ist vielseitig, man erhält einen breit gefächerten Überblick“, resümiert sie.
“Schwerpunkte: Europa und verhaltensorientiertes Management”
Motivation zählt Bastian Popp nicht ohne Grund zu den Zulassungsvoraussetzungen. Das Studienprogramm hat hohen Anspruch und verlangt seinen Studierenden einiges ab. „Man braucht Disziplin und Selbstorganisation“, sagt er. Lehre, die auf den neuesten Forschungsergebnissen beruht, sei die Basis des MBAs. Das Studium setzt sich aus vielfältigen Modulen zusammen, die ein tieferes Verständnis der europäischen Wirtschaft vermitteln. Die Studenten erlernen die Grundlagen des Managements, erwerben Kenntnisse über europäische Institutionen und Regularien, über Finanzmanagement, Marketing und Betriebsführung. Europa steht im Fokus des Programms. „Wir beleuchten dabei auch internationale Zusammenhänge, die sich aus der immer stärkeren Vernetzung zwischen Europa und anderen Wirtschaftsregionen, hauptsächlich Asien, ergeben“, erklärt Popp.
Zum anderen liegt ein Schwerpunkt im verhaltensorientierten Management: eine Spezialität der Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes in Lehre und Forschung, die in den MBA einfließt. „Der Mensch steht im Mittelpunkt jeder Geschäftsbeziehung. Der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt damit, ob es gelingt, den Menschen in seinen unterschiedlichen Rollen zu verstehen und entsprechend auf ihn einzugehen: als Konsument und Kunde, als Mitarbeiter und als Entscheider“, erklärt Bastian Popp. „Menschen verhalten sich oft anders als erwartet und von den klassischen ökonomischen Theorien vorausgesagt. Dies zu ergründen ist spannend. Wir sensibilisieren unsere Studierenden dafür, wie der Kunde tickt, und versetzen sie in die Lage, dies bei ihren Entscheidungen einzubeziehen. So lernen sie auch, wie man welche Analysen im Unternehmen optimal einsetzt. Dadurch kommen unsere Absolventen mit einer neuen Perspektive zurück in ihr Unternehmen“, führt Popp aus.
“Für mich war es sehr aufschlussreich, mein Land aus einem völlig anderen Blickwinkel zu betrachten und etwa zu sehen und zu analysieren, wie Unternehmen dort agieren.”
MBA-Absolvent Antonio Martins verbrachteeine der “International Weeks” in seinem Heimatland Brasilien
Besonderen Wert legen die Macher des Studiengangs auf Praxisbezug. „Die Studenten bearbeiten regelmäßig Fallstudien, die praxisrelevante Themen aufgreifen. Außerdem unternehmen wir Exkursionen, bieten Gastvorträge von Experten und Unternehmensbesuche an“, sagt Popp. Zu den Highlights des MBA-Programms zählen die „International Weeks“: Drei der 15 Kursblöcke finden jeweils in einem anderen Land an einer Partner-Uni statt wie im englischen Sheffield, im spanischen Valencia oder im französischen Rennes, aber in der Vergangenheit zum Beispiel auch in Rumänien, in der Schweiz, Russland, Irland oder auch Brasilien: Für den gebürtigen Brasilianer Antonio Martins brachte der Besuch seines Heimatlandes eine besondere Erfahrung und eine neue Perspektive: „Für mich war es sehr aufschlussreich, mein Land aus einem völlig anderen Blickwinkel zu betrachten und etwa zu sehen und zu analysieren, wie Unternehmen dort agieren“, erklärt der Biologe, der in Pharmazie promoviert hat. Heute arbeitet er bei Merck in Darmstadt.
Auch für Stuart Lymer waren die „International Weeks“ ein Highlight: „In Sheffield etwa waren die Kurse sehr anspruchsvoll mit langen Kurstagen und viel Vorbereitung, was aber zugleich außerordentlich befriedigend und eine extrem gute Erfahrung war. Auch etwa mit dem sonnigen Valencia verbinde ich viele glückliche Erinnerungen“, blickt Stuart Lymer zurück. „Mit meinem Jahrgang waren wir in Dublin, in Fribourg in der Schweiz und in Delhi. In Indien habe ich zusammen mit einer afrikanischen Kommilitonin Interviews in Unternehmen geführt – das waren einmalige Einblicke und Eindrücke, die ich sonst nie hätte gewinnen können“, sagt Tanja Fell rückblickend. „Für mich war es sehr spannend, mit Leuten aus den verschiedensten Ländern und verschiedensten beruflichen Hintergründen zusammenzukommen und zusammenzuarbeiten. Man lernt sich kennen und erlebt viel als Gruppe.“ So bekamen Tanja Fell und ihre Mitstudentinnen und -studenten nach langen Kurstagen im Team zur Aufgabe, für den nächsten Morgen Präsentationen zu erstellen. „Das war eine Übung, die mir viel für meine jetzige Tätigkeit gebracht hat“, sagt sie und setzt hinzu: „Da geht man schon auch mal an seine Grenzen. Wenn man aber nachts die Präsentation fertig hat, und sie am Morgen gut klappt, ist das ein tolles Gefühl.“ Die Studentinnen und Studenten knüpfen so bei Pizza und nächtlichen Diskussionen nebenbei ihr Netzwerk in alle Welt.
Wenn die Absolventen schließlich bei der traditionsreichen Feier zur Eröffnung des neuen Studienjahres ihre Urkunden in Händen halten, sind sie reich an neuen Erfahrungen und solchen Eindrücken und: Sie verstehen jetzt die Zusammenhänge von Menschen und Märkten, können mit Sachverstand und Analysekompetenz in ihrem Job punkten – und sind gesuchte Führungskräfte für Unternehmen, die über Ländergrenzen hinweg handeln.
Die hohe Qualität des Saarbrücker Studiengangs wurde 2009 mit der Akkreditierung durch die Foundation for International Business Administration Accreditation bestätigt. Die Gutachter lobten besonders die internationale Ausrichtung, die Kooperation mit Wirtschaft und Wissenschaft, die Methodenvielfalt in der Lehre, die Arbeit an Fallstudien, die wissenschaftliche Qualifikation des Lehrpersonals sowie die technische Ausstattung der Unterrichtsräume.
Im Jahr 2015 wurde dem Studiengang der Qualitätspass im Rahmen der Systemakkreditierung der Universität des Saarlandes verliehen.
Die Studiengebühr für das einjährige Studium beträgt 12.000 Euro, in Teilzeit (über maximal vier Jahre) 14.500 Euro.
Titelfoto: Karolina Koprek (Photo & Style)
Gruppe: Iris Maurer
Foto Infokasten oben: Oliver Dietze
Portraits: privat